Prof. Dr. Vera Nünning

Im Wintersemester 2012/2013 ist Prof. Dr. Vera Nünning GFK-Fellow am FSP Historische Kulturwissenschaften. Vera Nünning ist Professorin für Englische Philologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Ihre Habilitationsschrift wurde 1998 mit dem Preis der Offermann-Hergarten-Stiftung ausgezeichnet. Zuletzt war sie Fellow am Marsiliuskolleg der Universität Heidelberg mit einem interdisziplinär orientierten Projekt zur Narrativität. Ihre zahlreichen Publikationen weisen sie als Expertin für Kulturwissenschaft und englische Kulturgeschichte sowie für Narratologie aus. Auf beiden Gebieten hat sie wesentlich zur Weiterentwicklung von Theorien und Modellen beigetragen. Ihre bereits als Lehrbücher anerkannten Schriften zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Textzentriertheit der herkömmlichen Narratologie überwinden und traditionelle Verfahren fruchtbar mit einem kulturwissenschaftlichen Ansatz verbinden. In Mainz wird sie sich besonders mit unzuverlässigem Erzählen als Schlüsselkonzept von historischen Kulturwissenschaften beschäftigen.

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Veranstaltungen
31.01.2013 - 02.02.2013
International Conference "(Un)reliable Narration and (Un)trustworthiness: Intermedial and Interdisciplinary Perspectives"

Organisation: GFK-Fellow Prof. Dr. Vera Nünning

Trust and reliability are at the core of social interactions: everyday communication would be impossible if we did not assume that we can trust the person we are dealing with. More often than not, people decide whom to trust on the basis of narratives, of those stories one knows about the person and, most significantly, on the stories he or she tells herself. In the field of literary studies, the phenomenon of ‘unreliable narration’ has provoked a host of works ever since Wayne C. Booth coined the term in 1961. Particularly in the last fifteen years or so, a broad range of different approaches has tried to explore what Booth tentatively called a story which is told ‘behind the narrator’s back’; i.e. a story which transpires in spite of quite different intentions on the part of the narrator. This renewed interest in the phenomenon of unreliability or ‘untrustworthiness’ corresponds to its importance in a large number of discourses
programme

proceedings ...

16.01.2013
Vortrag "Unzuverlässiges Erzählen als interdisziplinäre Schlüsselkategorie? Begriffsgeschichte, neuere Entwicklungen, Forschungsdesiderate"

Forschungskolloquium, P 6 (Philosophicum), 18:15 Uhr

Der Begriff des ‚unzuverlässigen Erzählens‘, der 1961 von Wayne C. Booth in die literaturwissenschaftliche Forschungsdebatte eingeführt wurde, hat in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Viele populäre ebenso wie renommierte Romanautoren oder Regisseure verwenden ‚unzuverlässige‘ Erzähler in ihren Werken; man denke nur an Filme und Romane wie Fight Club, Memento, oder Kazuo Ishiguros Was vom Tage übrig blieb. Auch in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen gewinnen die Fragen danach, was ‚zuverlässiges‘ und ‚unzuverlässiges‘ Erzählen ist und wodurch sich Glaubwürdigkeit bzw. Unglaubwürdigkeit auszeichnet, zunehmend an Bedeutung. Nicht nur bei literarischen Erzähltexten, sondern auch bei Alltags- und Wirklichkeitserzählungen muss entschieden werden, ob man einem Augenzeugen oder Erzähler trauen kann. Wie unzuverlässiges Erzählen theoretisch konzeptualisiert werden kann, wird anhand einer Skizze der Begriffsgeschichte und der Darlegung neuerer Entwicklungen in der Forschung aufgezeigt; die Erörterung von Forschungsdesideraten verfolgt das Ziel, ein interdisziplinäres Diskussionsangebot machen und den Wert von unzuverlässigem Erzählen als Schlüsselkategorie der Kultur- und Sozialwissenschaften aufzuweisen.